Interview: Johannes Gorbach Stadtmenschen Mobil

07.03.2022

Die Stadtmenschen Wien sind ein wachsendes Projekt, das sich mit den gesellschaftlichen Veränderungen mit verändert. Der Bedarf an niederschwelliger Unterstützung auf Augenhöhe ist groß und ist auch Kern unseres Projekts "Stadtmenschen Mobil". Welche Unterstützung unsere Freiwilligen hier leisten, verrät Projektentwickler Johannes Gorbach. 

Projektentwickler Johannes Gorbach
Projektentwickler Johannes Gorbach
Stadtmenschen Mobil bestärken Menschen in ihrer Selbstständigkeit
Stadtmenschen Mobil bestärken Menschen in ihrer Selbstständigkeit

Johannes Gorbach im Gespräch

1. Du bist für die Digitalisierung und Projektentwicklung bei den Stadtmenschen zuständig, was kann man sich genau darunter vorstellen?

Die Stadtmenschen Wien haben sich als Projekt immer schon verändert und weiterentwickelt. Gestartet als innovative Initiative zeichnet uns besonders aus, dass wir mit unseren vielen Kooperationspartner*innen immer wieder Neues ausprobieren und unsere Angebote für hilfesuchende Menschen stetig erweitern. Zu meinen Aufgaben gehört dazu, an der Verbesserung unserer bestehenden Angebote sowie an der Umsetzung von neuen Ideen zu arbeiten. Das hat natürlich in einem modernen Freiwilligenprojekt oft auch mit Digitalisierung zu tun. Also einerseits, wie wir unsere Freiwilligen noch besser in ihrer Tätigkeit bei den Stadtmenschen unterstützen können, andererseits, wie wir z.B. unsere administrativen Tätigkeiten im hauptamtlichen Büro-Team erleichtern. Dieses Jahr führen wir z.B. eine neue Projektsoftware ein, die mehrere bisher verwendete digitale und analoge Tools auf einer Plattform vereint.

2. Kannst du uns mehr über das Angebot "Stadtmenschen Mobil" erzählen? Wie hat sich das Projekt entwickelt?

Stadtmenschen Mobil ergänzt unser bisheriges Angebot durch mobile Begleitungen, z.B. zu Behörden-, Beratungs- oder Ärzt*innenterminen. Wir haben in unseren Sprechstunden und längerfristigen Buddys Betreuungen festgestellt, dass viele Menschen punktuell bei Terminen jemanden an ihrer Seite brauchen würden. Das sind z.B. Menschen, die für gewöhnlich gut alleine zurechtkommen oder professionelle Unterstützung in bestimmten Bereichen haben, aber mit einzelnen
Situationen überfordert sein können. Beispielsweise hat eine unserer Klient*innen zuhause eine Heimhilfe und wird untertags im Tageszentrum betreut, was ihr ein weitgehend selbstständiges Leben ermöglicht. Hat ihr Neffe, der sie immer wieder zu Terminen begleitet, weil sie sonst dabei sehr unsicher ist, keine Zeit, hat sie niemandem in ihrem Umfeld, der das mit ihr machen könnte. Hier springen dann die Stadtmenschen ein.

3. Welche Aufgaben übernehmen die Freiwilligen in der mobilen Begleitung?

Die meisten Menschen kennen das aus eigener Erfahrung. Bei manchen Terminen ist man besonders nervös und unsicher oder möchte eigentlich gar nicht alleine hin. Besonders, wenn die Lebensumstände gerade insgesamt nicht leicht sind, wenn Menschen z.B. durch fortgeschrittenes Alter oder psychische sowie physischen Einschränkungen Termine kaum oder gar nicht alleine wahrnehmen können, ist es schön, wenn jemand aus dem familiären oder nachbarschaftlichen Umfeld mitkommen kann. Für Menschen, die das nicht haben, gibt es die mobilen Stadtmenschen. Sie kommen dann zum Termin mit, helfen bei der Orientierung - teilweise bereits auf dem Hinweg - stehen bei unübersichtlichen Abläufen in Ämtern oder medizinischen Einrichtungen zur Seite und unterstützen bei Gesprächen. Das bestärkt die Menschen in ihrer Selbstständigkeit und hilft ihnen, dass sie die, für sie wichtige Termine auch wahrnehmen können.

4. Wie sieht die Zukunft des Projekts aus?

Spätestens seit der Pandemie ist klar, dass wir uns als Projekt mit den gesellschaftlichen Veränderungen mit verändern müssen. Der Bedarf an
niederschwelliger Unterstützung auf Augenhöhe ist groß und das wird auch der Kern unseres Projekts bleiben. Das merken wir sehr deutlich in unserem neuen Angebot der mobilen Begleitung - besonders geschulte Freiwillige können diese Art der Unterstützung leisten. Dementsprechend werden wir auch zukünftig eng mit professionellen Unterstützungsangeboten zusammenarbeiten, Menschen helfen, dass sie diese Unterstützung auch in Anspruch nehmen können, und Menschen, die sich freiwillig für andere engagieren wollen, eine solide Qualifikation und bestmögliche Betreuung in ihrer freiwilligen Tätigkeit bieten. Wir lernen von unseren Freiwilligen und Klient*innen, was unsere Aufgabe weiterhin spannend macht, bedarfsorientiert unser Angebot weiterzuentwickeln.